Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich bei AI zu engagieren. Hier werden verschiedene Möglichkeiten der Mitarbeit vorgestellt.
Briefe gegen das Vergessen
Regelmäßig an dieser Stelle werden Einzelfälle vorgestellt, die auf besondere Schicksale aufmerksam machen und für die man sich mit einem Brief einsetzen kann. Hier ein Fall aus dem November 2024:
Chiou Ho-shun aus Taiwan ist seit über 30 Jahren in der Todeszelle
Die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd im Iran hat viele Menschen in aller Welt erschüttert und die Grausamkeit der Todesstrafe wieder einmal bestätigt. Auf einen ähnlichen Fall macht die Cloppenburger Gruppe von Amnesty International in diesem Monat aufmerksam.
Chiou Ho-shun kam 1988 im Zusammenhang mit einem Mord und einer Entführung in Haft. Er wurde 1989 zum Tode verurteilt. Nach seinen Angaben, die durch jahrelange Ermittlungen von verschiedenen Seiten bestätigt wurden, wurde er während der Haft und des Verhörs mehrfach geschlagen. Man verband ihm die Augen, fesselte ihn, zwang ihn, auf Eis zu sitzen, und quälte ihn mit Elektroschocks. Außerdem wurde ihm Wasser mit Pfeffer vermischt in Mund und Nase gegossen. Die Staatsanwaltschaft verwendete die durch Folter erzwungenen “Geständnisse” von Chiou Ho-shun und seinen Mitangeklagten als Nachweis für ihre Schuld, obwohl vor Gericht nie konkrete Beweise vorgelegt wurden, die Chiou Ho-shun mit den Verbrechen in Verbindung brachten. Die Strafverfahren verliefen so fehlerhaft, dass der Oberste Gerichtshof Taiwans elfmal eine Wiederaufnahme des Verfahrens anordnete. Dennoch bestätigte er 2011 das Todesurteil gegen Chiou Ho-shun erneut.
Chiou Ho-shun erklärte daraufhin, er verstehe nicht, „warum der Richter nicht den Mut hatte, das Urteil ‘nicht schuldig’ zu verkünden, wenn ich niemanden getötet habe“. Auch mehr als 30 Jahre nach seiner ersten Verurteilung befindet sich Chiou Ho-shun immer noch in der Todeszelle. Seine Mutter und drei seiner Geschwister sind inzwischen gestorben. Er hat nur noch eine Schwester, mit der er in Kontakt ist.
AI Cloppenburg bittet die Leserinnen und Leser, höflich formulierte Brief an den Präsidenten zu schicken und ihn ihn zu bitten, Chiou Ho-shun zu begnadigen, damit er nach über 30 Jahren im Todestrakt aus der Haft entlassen wird.
Adresse für Briefe in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch:
President
Lai Ching-te (邱和順)
Office of the President No. 122
Sec. 1, Chongqing S. Rd.
Zhongzheng District Taipei City 100006
TAIWAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 €)
Ein Musterbrief
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich mache mir große Sorgen um Chiou Ho-shun, der sich seit über 30 Jahren im Todestrakt befindet, obwohl seine Schuld nie bewiesen wurde. Er wurde 1988 in Verbindung mit einem Mord und einer Entführung festgenommen und 1989 zum Tode verurteilt.
Chiou Ho-shun wurde während der Haft und des Verhörs gefoltert und misshandelt. Die Staatsanwaltschaft verwendete die erzwungenen “Geständnisse” von Chiou Ho-shun und seinen Mitangeklagten als Nachweis für ihre Schuld, obwohl vor Gericht nie konkrete Beweise vorgelegt wurden, die Chiou Ho-shun mit den Verbrechen in Verbindung brachten. Die Strafverfahren verliefen so fehlerhaft, dass der Oberste Gerichtshof Taiwans elfmal eine Wiederaufnahme des Verfahrens anordnete. Nichtsdestotrotz bestätigte er 2011 erneut das Todesurteil.
Chiou Ho-shun befindet sich seit Jahrzehnten in der Todeszelle und ist bei schlechter Gesundheit. Er hat beinahe alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Daher bitte ich Sie eindringlich, ihn zu begnadigen, damit er nach mehr als 30 Jahren endlich aus der Haft entlassen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Der Briefmarathon 2024
Die Menschenrechtserklärung der UNO wird 75 Jahre – (k) ein Grund zum Feiern
Amnesty International startet Briefmarathon
75 Jahre ist es her, da beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen einstimmig (bei 8 Enthaltungen) die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. „Es war eine Sternstunde der Menschheit, … das Skript für eine neue Weltordnung, in der der Mensch als Rechtssubjekt die Weltbühne betritt; seine Würde, das ist der Gehalt der Menschenrechtserklärung, hängt nicht von der Entscheidung eines Staats ab, sie zu akzeptieren“, schreibt Heribert Prantl. in der SZ.
Heute erleben wir, wie die Missachtung der Menschenrechte in immer mehr Staaten der Welt zunimmt. der jährlich erscheinende Bericht von Amnesty International wird jedes Jahr länger und dokumentiert immer mehr Verstöße gegen die Erklärung. Ukraine und Israel/ Palästina, der Jemen und Aserbeidschan/ Armenien, Russland und die USA stehen beispielhaft dafür. Es ist zum Verzweifeln. Und doch: Die Menschenrechtserklärung bleibt ein Dokument der Hoffnung, das Amnesty International immer wieder als Maßstab für seine Arbeit nimmt.
Ein wichtiges Instrument dieser Arbeit ist der jährlich um den 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte weltweite Briefmarathon von AI. Menschen aus aller Welt setzen sich für ausgewählte Fälle weltweit ein und schreiben Briefe und schicken Solidaritätsschreiben. Der Amnesty Briefmarathon ist die größte Menschenrechtsaktion der Welt. Auch in Cloppenburg, vor allem in den Schulen, haben sich in den letzten Tagen viele an der Aktion beteiligt.
Teilnahme an Urgent actions
“Urgent Actions” (Eilaktionen) sind ein effektiver Weg, um akut bedrohte Menschen zu unterstützen. Sie sind die denkbar schnellste Form der Intervention: Wenn Amnesty International von willkürlichen Festnahmen, Morddrohungen, Verschwindenlassen, Folterungen oder bevorstehenden Hinrichtungen erfährt, startet die Organisation eine Urgent Action.
Binnen weniger Stunden tritt ein Netzwerk von fast 80.000 Menschen in 85 Ländern (in Deutschland 10.000) in Aktion: Diese Aktivist_innen appellieren per Fax, E-Mail, Twitternachricht, Facebook-Posting oder Luftpostbrief an die Behörden der Staaten, in denen Menschenrechte verletzt werden. Bei den Adressat_innen gehen Tausende von Appellschreiben aus aller Welt ein. Es ist dieser rasche und massive Protest, der immer wieder Menschenleben schützt.
Bei den Urgent Actions werden die Namen der Absender_innen sowie deren E-Mail-Adressen an die Empfänger_innen der Appellschreiben weitergegeben. Damit können diese den Schreiber_innen antworten. Wenn diese Antwortschreiben dann an Amnesty International weitergeleitet werden, kann die Organisation Rückschlüsse auf die Wirkung der Urgent Action ziehen und so das weitere Vorgehen gezielter planen. Individuelle Appellschreiben, mit denen eine persönliche Betroffenheit ausgedrückt wird, zeichnen Amnesty International aus. Sie werden von der Organisation als wirkungsvoller angesehen als anonymes Handeln.
Unzählige Personen – von China bis Chile, von Syrien bis Simbabwe – konnten seit der ersten Urgent Action im Jahr 1973 gerettet werden.
Beteiligung an der Arbeit in der Gruppe
Die Cloppenburger AI-Gruppe trifft sich regelmäßig alle 14 Tage. Hier werden Aktionen vorbereitet, die Situation der Menschenrechte diskutiert und Möglichkeiten zu handeln besprochen. Die Gruppe freut sich über jedes neue Mitglied. Man kann auch einfach “hereinschnuppern”. Informationen sind über “Kontakt” erhältlich.